Die DDR lag in ihren „letzten Zügen“. Keiner wusste, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln werden. Wir, als Mitglied des Zentralen Tanzensembles der FDJ (ZTE), hatten viel in unserer Kindheit und Jugend tanzen dürfen. Viele schöne Jahre hatten wir erleben dürfen, mit unzähligen Auftritten zu Höhepunkten und Großveranstaltungen in der DDR, viele schöne Reisen als Tänzer/innen ins Ausland unternehmen dürfen. Dass ein oder andere Mal wurden wir zu Dreharbeiten an das Set der DEFA gerufen. Wir hatten seit unserer Kindheit und Jugend trainiert und die Tanzarbeit in unseren Körpern wie selbstverständlich aufgenommen. Wir brachten wunderschöne Choreographien und Tanzbilder unseres Chefchoreografen, Willi Hinzert, auf die Bühnen und Stadien der Republik und haben unser Land im Ausland würdig vertreten.
Meine Mutter, Margitta Mewes, meine unmittelbare Trainerin, sagte mir, dass wenn ich nicht die Kinder als Trainerin übernehmen werde, „wäre nach uns Schluss“. Also übernahm ich zum neuen Schuljahr die Nachwuchsarbeit.
Die erste Trainingsstunde mit den Kindern rückte näher, „meine Kinder“ waren gerade zur Schule gekommen, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Voller Erwartung und Neugier schauten sie auf mich, die ihnen die ersten Schritte und Positionen zeigte. Es war eine ganz neue und wunderschöne Erfahrung für mich. Der Anfang für die Tänzerin, Antje, als Tanzlehrerin war gemacht…gleich im Anschluss begab ich mich in meine eigenen Proben- und Trainingsstunden, unter der Regie und den wachsamen Augen meiner Mutter.
Unser Tanzensemble (ZTE) wurde im Zusammenhang mit dem „Untergang der DDR“ abgewickelt, was für ein Verlust an kultureller Vielfalt.
Uns Schweriner Tänzer/innen lag eine Einladung zum Europatreffen der Europäischen Jugend in Siegen/Westphalen vor.
Für 14 Tage fuhren wir also, die Schweriner Tänzerinnen, 1990 als erste und letzte DDR-Delegation zum ersten Mal zum Europatreffen nach Siegen. Im Gepäck dabei ein umfangreiches Tanzrepertoire mit wunderschönen Kostümen. Und nicht zu vergessen, gut trainierte hübsche Tänzerinnen. Wir wurden in der dortigen „Europäischen Familie“ herzlich aufgenommen und waren eine Bereicherung mit unseren schönen Tänzen für das „Europäische Gesicht“ dieses Treffens….
Neben der Trainingsarbeit mit meinem tänzerischen Nachwuchs – „meinen Kindern“, erarbeitete ich meine erste eigne Choreographie – den „Max und Moritz Tanz“. Kindgerecht, leicht umsetzbar und lustig.
Neben den Schritten, die von den Kindern zu lernen waren, hatten sie auch kleine Schauspieler zu sein, als Witwe Bolte, Hahn, Hühnchen und natürlich die beiden Buben, Max und Moritz.
Ein gelungener Anfang…